Nabelschnurblut wird bei der Geburt eines Kindes entnommen und enthält hauptsächlich blutbildende Stammzellen, die zur Behandlung verschiedener Erkrankungen wie Leukämie, Lymphome, aplastische Anämie und andere verwendet werden können. Nach der Verarbeitung wird Nabelschnurblut in Kryobanken gelagert. Wie lange kann es eingefroren bleiben, ohne sein therapeutisches Potenzial zu verlieren?
Pionier in der Kryokonservierung von Nabelschnurblut
Der Pionier der Kryokonservierung von Nabelschnurblut war Dr. Hal Broxmeyer von der Indiana University School of Medicine. Im Jahr 1988 fror er Nabelschnurblut ein, das bei der weltweit ersten erfolgreichen Nabelschnurblut-Transplantation eingesetzt wurde. Das Nabelschnurblut des neugeborenen Alison Farrow wurde eingefroren und nach Paris transportiert, um ihren Bruder Matt Farrow zu behandeln.
In den folgenden Jahrzehnten konnte das Labor von Broxmeyer nachweisen, dass kryokonserviertes Nabelschnurblut auch nach 5, 10, 15 und 23 Jahren noch lebensfähig ist. Dr. Hal Broxmeyer starb im Jahr 2021, aber sein Labor setzt seine Arbeit fort und veröffentlichte im Sommer 2023 den Nachweis, dass kryokonserviertes Nabelschnurblut selbst nach 27 Jahren im gefrorenen Zustand immer noch lebensfähig ist.
Andere Labors haben ebenfalls Beweise für eine erfolgreiche Langzeitlagerung von Nabelschnurblut erbracht, darunter Cryo-Cell in Florida, Medipost in Südkorea und Düsseldorf Bank in Deutschland. Die bisherige Forschung legt nahe, dass Nabelschnurblut, wenn es ordnungsgemäß kryokonserviert wird, anscheinend nicht altert.
Erfolgreiche Behandlung auch nach zwanzig Jahren nach dem Einfrieren
Im November 2018 gab die öffentliche Nabelschnurblutbank BMDI in Australien bekannt, dass sie einem Patienten mit Leukämie erfolgreich Nabelschnurblut eines Spenders transplantiert hatte, das 20 Jahre lang gelagert worden war.
Im Mai 2023 wurde auf der 10. Konferenz zum Nabelschnurblut der Chinesischen Gesellschaft für Mutter- und Kinderheilkunde präsentiert, dass ein 19-jähriger Patient in China mit seinem eigenen Nabelschnurblut, das von seinen Eltern bei seiner Geburt aufbewahrt wurde, erfolgreich geheilt wurde.
Beispiele auch aus dem Tierreich
Der Rekord für die ältesten kryokonservierten Spermien, aus denen lebende Nachkommen entstanden, wird von Schafen in Australien gehalten. Diese wurden aus Spermien gezüchtet, die vor 50 Jahren in dem Australian Institute of Agriculture in Sydney eingefroren wurden. Ihr Labor bestätigte, dass der Prozentsatz der lebend geborenen Nachkommen aus 50-jährigen Spermien genauso hoch ist wie aus einjährigen Spermien.
Den Rekord für die Anzahl der Lebendgeburten mit kryokonserviertem Sperma bei Menschen halten Zwillinge, die durch In-vitro-Fertilisation mit Sperma gezeugt wurden, das 40 Jahre lang gelagert wurde.
Warum funktioniert das?
Kryokonservierte Zellen altern nicht, weil sie sich im Tiefschlafzustand befinden. Wenn Zellen eingefroren werden, verlangsamt sich ihr Stoffwechsel auf nahezu Null. Das bedeutet, dass die Zellen in diesem Zustand keine Energie für Wachstum, Teilung oder Aufrechterhaltung ihrer Funktionen benötigen. Die hinzugefügte Kryoprotektiva helfen die Zellen, insbesondere Zellmembranen und DNA der Zellen, vor dem Einfrieren zu schützen.
Wenn die Zellen aufgetaut werden, wird ihr Stoffwechsel wieder aktiviert, und die Zellen kehren in ihren normalen Zustand zurück. Dies gilt auch für Zellen, die sehr lange eingefroren waren.
Die Wissenschaftler sind sich einig, dass ordnungsgemäß kryokonservierte Stammzellen praktisch unsterblich sind.
Quelle: https://parentsguidecordblood.org/en/news/how-long-can-cord-blood-be-stored
