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In Japan wird das körpereigene Nabelschnurblut bei Hirnfunktionsstörungen erforscht

Neonatale hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE)

Eine akute Hirnfunktionsstörung kann während der Geburt oder unmittelbar nach der Geburt unerwartet auftreten. Eine unmittelbar nach der Geburt festgestellte Hirnfunktionsstörung durch Ursachen aller Art wird zusammenfassend als neonatale Enzephalopathie bezeichnet. Bei vielen Babys mit neonataler Enzephalopathie kommt es vor, während oder unmittelbar nach der Geburt zum Blut- und Sauerstoffmangel im Gehirn. In solchen Fällen handelt es sich um eine hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE). Neonatale HIE ist eine schwere Krankheit. Bei vielen Kindern werden anschließend neurologische Störungen, einschließlich infantiler Zerebralparese und geistiger Behinderung entwickelt.

Eine milde therapeutische Hypothermie (Kältebehandlung) ist die einzige Therapie, die sich bei ausgetragenen Neugeborenen mit HIE als wirksam erwiesen hat. Obwohl sich Babys mit HIE einer therapeutischen Hypothermie unterziehen, sterben oder überleben mit schweren neurologischen Störungen bis zu 40-44 % der Neugeborenen. Diese Therapie ist wirksam, wenn sie innerhalb von 6 Stunden nach der Entbindung erfolgt. Daher ist es notwendig, eine neue HIE-Behandlung zu entwickeln, die insbesondere aus zeitlicher Hinsicht keine Begrenzungen erfordert. 

Nabelschnurblut – eine lang ersehnte Hilfe?

Die Zelltherapie zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Der Grund dafür besteht nicht nur in ihren regenerativen Eigenschaften sondern auch in ihrer Wirksamkeit auch nach längerer Zeit nach dem Auftreten der Krankheit. Präklinische Studien an Tiermodellen mit neonataler Enzephalopathie haben den Nutzen einer Zelltherapie bestätigt, die eine Stunde oder einen Tag nach Ausbruch der Krankheit verabreicht wurde.

Obwohl präklinische Studien darauf hindeuten, dass verschiedene Zelltherapien wirksam sind, gilt die intravenöse Infusion von körpereigenen Nabelschnurblutzellen hinsichtlich Machbarkeit und Sicherheit derzeit als optimale Zelltherapie für Neugeborene mit HIE. Für den klinischen Einsatz der Zelltherapie ist die einfache Gewinnung und Aufbereitung von Zellen ohne ethische Probleme, das Risiko einer Tumorbildung und unerwünschte Immunreaktionen entscheidend.

Die präklinischen Studien zeigen, dass die Infusion von Nabelschnurblut bei neonataler HIE von Nutzen ist. In Japan wurde eine klinische Studie durchgeführt, um die Sicherheit der intravenösen Infusion körpereigener Nabelschnurblutzellen bei Neugeborenen mit HIE zu erforschen.

An der Studie nahmen 6 Neugeborene teil, die mit schwerer Asphyxie (Erstickung, Sauerstoffmangel) geboren wurden. Den Neugeborenen wurde das Nabelschnurblut bei der Geburt entnommen und in 3 Dosen innerhalb von 3 Tagen verabreicht. Alle sechs Neugeborenen unterzogen sich der Therapie zusammen mit einer therapeutischen Hypothermie.  

Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen festgestellt, die mit der durchgeführten Zelltherapie im Zusammenhang stehen könnten. Am 30. Lebenstag brauchten die Neugeborenen weder Kreislauf- noch Atmungsunterstützung. Im 18. Lebensmonat war die neurofunktionelle Entwicklung bei vier Kindern normal ohne Schädigung und bei zwei Kindern verzögert mit Zerebralparese.

Diese Pilotstudie zeigt uns, dass die HIE-Therapie mit körpereigenem Nabelschnurblut machbar und sicher ist. Im nächsten Schritt wird die Sicherheit und die Wirksamkeit dieser Therapie im Rahmen weiterer Fall-Kontroll-Studien mit einer größeren Anzahl von Patienten überprüft.

Quelle: https://www.nature.com/articles/s41598-020-61311-9

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